Habt ihr euch schon einmal gefragt, was eigentlich das Besondere an der Portraitfotografie ist? Wenn man sie mal nüchtern mit anderen Bereichen der Fotografie vergleicht, ändert sich an der bloßen Technik dahinter eigentlich nicht viel und auch die wichtigen Gestaltungsmöglichkeiten wie Licht oder Perspektive bleiben dieselben. Aber dennoch gibt es da diesen einen kleinen Unterschied, der für mich alles verändert hat: Der Mensch vor der Kamera.
Mit diesen Worten habe ich im Sommer einen Vortrag zur Peoplefotografie begonnen. Ich war in der wunderschönen Schweiz auf einer Sommerakademie und hatte das große Glück Leute zu treffen, die sich für meine Fotografie interessierten und mich dazu ermunterten haben, darüber zu sprechen. Obendrein habe ich zwei weitere super Fotografen kennen gelernt, die mit ins Boot gesprungen sind und mit mir all das auf die Beine gestellt haben. Konstantin startete den Vortrag mit Technik und warum sie eigentlich eher unwichtig ist, Joshua übernahm mit seiner faszinierenden Art Landschaften zu fotografieren und zum Schluss durfte ich meine Sichtweise auf die Portraitfotografie erklären.
Ich habe lange darüber gegrübelt, wie ich denn den Vortrag am besten gestalte und das vermitteln kann, was mir wichtig ist. Das war gar nicht mal so leicht. Obwohl ich selber schon ziemlich genau wusste, was mir in der Fotografie etwas bedeutet und vor allem was nicht, hatte ich es zuvor noch nie in konkrete Worte gefasst oder ausformuliert. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, erst einmal zu erzählen wer ich so bin und wie ich überhaupt zu diesem Bereich der Fotografie gekommen bin. Dass ich ursprünglich, wie vermutlich fast jeder, mit Stillleben und Details begonnen habe und dabei auch eine Zeit lang geblieben bin.
Mein erstes Portraitshooting war dann etwas ganz anderes. Obwohl ich damals schon durchaus Erfahrung an der Kamera hatte und mich auch etwas entwickelt habe, war es für mich eine ganz neue Art der Fotografie. Plötzlich war da jemand, der zurück geguckt hat. Der seine eigenen Erwartungen und auch Vorstellungen hat. Der seinen eigenen Gemütszustand hat, vielleicht einen stressigen Tag hinter sich hatte oder mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Der sich vielleicht auch nicht so sicher ist weil er nicht jeden Tag vor einer Kamera steht. Der vielleicht jemanden braucht um das alles hinter sich zu lassen, um zu reden und um sich wohl zu fühlen.
Mir war wichtig zu vermitteln, dass es zwar sehr wichtig ist damit umzugehen, es aber nicht den einen einzigen richtigen Weg dafür gibt. Jeder hat seine eigene Art und Weise dem zu begegnen, seine eigene Persönlichkeit und auch seinen eigenen Umgang mit Menschen. Wichtig ist nur herauszufinden, wer man ist und sich dann selbst treu zu bleiben.
Für mich ist das Gespräch dieser Weg. Mir war das noch nicht von Anfang an bewusst sondern ich musste auch erst lernen, wie wichtig mir das ist und wie sehr das meine Fotografie verändert. Mir
bedeutet es viel zuzuhören und zu erfahren, was den anderen bewegt, was ihn beschäftigt und was ihn so ausmacht. Ich nehme mir dafür gerne viel Zeit und auch Ruhe um mein Gegenüber zu begegnen.
Die Bilder bekommen so für mich eine gewisse Bedeutung und eine Relevanz. Ich habe so das Gefühl in ihnen den Menschen, den ich fotografiert habe, wieder erkennen zu können. Und genau das ist es
auch, was für mich ein Portrait bedeutet.
Es war für mich eine sehr schöne Erfahrung diese Gedanken zu teilen und ich bin immer noch dankbar diese Gelegenheit dafür bekommen zu haben. Aber warum erzähle ich euch das alles? Genau solche
Sachen, die mir an der Portraitfotografie wichtig sind, möchte ich auch in diesem Blog erzählen: Bildserien von Fotoshootings, Menschen denen ich begegnet bin, aber eben auch die kleinen
Geschichten dahinter und den ein oder andere Gedanken, der mich dabei bewegt.
Vielleicht schaffe ich es auch mich etwas kürzer zu fassen - heute bin ich etwas vom Hundertsten ins Tausende gekommen, eigentlich wollte ich nur einen kurzen Startartikel schreiben. Vielen Dank
das du bis zum Ende geblieben bist.
Grüße
Sebastian
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